Widerstand gegen das Glücklichsein
Manchmal wünschen wir uns ein besseres, glücklicheres Leben. Und insgeheim haben wir eine lange Liste mit Bedingungen, wie das bitte schön aussehen soll. Ich nenne das «geheime Verträge».
Wir wollen vielleicht einen neuen Weg, raus aus der Angst und dem Druck und Stress, aber wir geben heimlich vor, wohin dieser Weg führen soll.
Wir sagen dem Leben, dass wir zwar all die guten Dinge wollen wie Lebensfreude, Fülle, Gesundheit, liebevolle, innige Beziehungen – sei das in der Partnerschaft, der Familie, mit Freunden oder bei der Arbeit. Wir definieren – bewusst oder unbewusst – wie das ablaufen und aussehen soll: an jenem Ort, mit diesem ausgesuchten Kreis von Menschen, mit dem gleichen Job/Partner oder eben einem neuen. Es soll nach unserem Geschmack daherkommen und dann, wann es uns passt.
Und dann beklagen wir uns, dass uns das Leben nicht liefert, was wir doch so gerne hätten: Das, was wir zum Beispiel vor ein paar Wochen in genau jenem Seminar erarbeitet haben und das sich jetzt gefälligst manifestieren soll. Und wehe, das Leben präsentiert uns Situationen, die wir so nicht geplant hatten. Wenn uns z.B. der Job gekündigt wird, wenn wir verlassen werden oder es in der Partnerschaft in eine Richtung läuft, die uns nicht gefällt. Dann sind wir meist schnell im Urteilen, wir wissen bereits, ob wir es gut oder blöd finden und welche Konsequenzen es haben wird. Und wir glauben fest, dass wir Recht haben damit.
Was wäre, wenn genau jetzt alles in Ordnung wäre?
Wenn nichts je schief geht? Was, wenn es eine wunderbare Gelegenheit wäre, alte Überzeugungen über Bord zu werfen und sich auf das einzulassen, was das Leben uns bringt? Uns führen zu lassen, statt schreiend und zeternd durchs Leben geschleift zu werden? Können wir offen werden für andere Antworten, die wir noch nicht kennen?
Angenommen, wir hätten keine Ahnung, worum es geht. Wie würde sich das anfühlen?
Du kannst entweder Recht haben oder glücklich sein.
(Ein Kurs in Wundern)
Ist es möglich, dass die Situation etwas anderes bedeutet, als wir denken? Wohin würde uns das möglicherweise führen?
Ich bin doch sooo bereit!
Ich höre regelmässig von Klienten, dass sie doch sooo bereit seien für einen Wandel, für ein anderes Resultat. Sie verstünden nicht, weshalb sich so wenig bewege in ihrem Leben.
Und wenn wir dann genau hineinfühlen, kommt immer gut getarnter Widerstand ans Licht. Angst, dass der Wandel nicht auf eine Weise geschieht, die uns willkommen ist und die wir kontrollieren können.
Aber was, wenn es uns viel glücklicher und zufriedener werden liesse, wenn wir unseren eigenen Plan aufgeben? Dieses Loslassen ist für die meisten von uns schwierig, wir haben manchmal Mühe, dem Prozess des Wandels zu vertrauen.
Praktische Übung
Eine Möglichkeit, die ich im Alltag gerne nutze, um mich innerlich zu sortieren und ganz im gegenwärtigen Moment anzukommen ist diese Übung:
Die Augen geschlossen nehme ich ein paar tiefe Atemzüge und frage ich mich:
- Wenn es jetzt gerade keine Vergangenheit gäbe, und keine Zukunft. Nur diesen Moment, den ich mit nichts vergleichen könnte.
- Gibt es etwas, das sich jetzt gerade ändern muss?
- Gibt es etwas, das mir in diesem einen Moment fehlt?
Und sobald die Gedanken an die Vergangenheit oder Zukunft wegfallen, ist alles in bester Ordnung. Jetzt gerade ist alles gut.
Was wäre, wenn die Vergangenheit gar nicht existiert? Sie ist vorbei. Nur noch in meinem Kopf als Erinnerung. Nur Gedanken. Und die Zukunft würde ebenfalls nicht existieren? Auch die gibt es nur in meinem Kopf, als Gedanken.
Was, wenn es nur den jetzigen Moment gäbe? Welchen Unterschied würde das machen? Wie würde es sich anfühlen, wenn das wahr wäre?